REISEN UND AUSFLÜGE IN DIE PROVINZ 2022
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Abfahrt
Von Bremen kommend musst du beim Umsteigen in Leer in die Buslinie 620 nach Weener darauf gefasst sein, dass der mürrische Ostfriesische Busfahrer dich zur Sau macht, weil du versuchst hast, mit deinem großen Reisekoffer in der Mitte des Busses einzusteigen und nicht bei ihm vorne, so wie es am Bus dran steht. Das bereits von der Reisebegleiterin vorne vorgezeigte 9-Euro-Ticket für den Kofferträger hatte hier in diesem Falle keine Bedeutung. Vorschrift ist Vorschrift. Buschef ist und bleibt Buschef! Vor dem Betreten das Arriva-Zuges dann noch Polizeikontrolle. Ob du nicht versuchst, Ostfriesischen Büntigtee in die Niederlande zu schmuggeln. Körperabtastung und Kofferdurchsicht.
Nach der Ankunft am schönen alten Bahnhof in Groningen musst du dich dann entscheiden, ob du nach hinten über die Gleisen abdriften willst nach Oosterpoortbuurt, oder ob du direkt über eine der Brücken des Verbinding-Kanals Richtung Binnenstad mit deinem geländegängigen Koffer losmarschieren willst. Ob du gleich direkt vorne im Vorgelände des Bahnhofs über das Museumeiland in die Stadt gelangen will, oder aber eine Brücke weiter über die Herebrug.
Wir entschieden uns für die Herebrug, auf der wir von einem blauen Kaffeemobil empfangen wurden. Nach der langweiligen Zugfahrt ohne Service durch die friesische Weidelandschaft endlich eine schöne Tasse Bohnenkaffee direkt am Ende der Brücke Richtung Binnenstad. Herrlich. Liebe auf den ersten Blick.
Hotel - Check in erst um 3. Was tun bis dahin. Hunger. Also rüber zum Harbour Cafe mit schönem Aussenbereich am Schuitendiepkanal, allerdings gefährlich gelegen an der Todeskurve der Straße Oosterkade. Hier soll schon so manche Kellnerin des Cafés beim Überqueren der Straße mit vollem Tablett von radikalen Radfahrern umgefahren worden sein. Die Kurve ist von beiden Seiten nicht einsehbar, da das Eckhaus des Cafés im spitzen Winkel dazwischen steht. Also ein reiner Glücksfall, wenn du dort an der Kurve überlebst. Also Hunger. Bestellt: 1x Crostini Pomodore und 1x Nachos überbacken (bis dahin noch nie gegessen). Crostinis waren ja bekannt aus der Italienischen Gastro-Heimat, die Nachos allerdings waren der Beginn wahrer Verpflegungskatastrophen während des Kurztrips. Der Inhalt einer Tüte billiger Tortilla-Chips vom Supermarkt JUMBO überbacken mit Goudaschnellschmelzkäse von Frau Antje und einem kräftigen Schlach Saure Sahne oben drauf als Krönung. Eine echte verunglückte Middagetenkrönung. 8 Euro. Egal, überlebt. Ansonsten junge nette Bedienung dort. Nett, wie in allen Lokalen, die wir in der kurzen Zeit kennengelernt haben. Alles Studentinnen und Studenten der Rijksuniversiteit. Der Vater des Studenten, der im Thai-Jasmin flott bediente, ist aus Bremen. Siehste - geht doch.
Die Gesellschaft der Niederlande - in den Städten offensichtlich eine rad- und rollerfahrende eingeschworene Gemeinschaft. Das reine Verkehrschaos. Jeder mit jedem, jeder gegen jeden, jede mit jeder, alle mit allen, alle gegen alle. Alle Groninger und Groningerinnen, die noch zwei Beine haben und noch strampeln können, werden offensichtlich auf diesen "Fahrzeugen" festgezurrt und in die Stadt losgelassen. Ergänzt wird das ganze Chaos durch die Unmenge von Lieferdiensten auf Rädern und Rollern. Scheinbar kocht in Groningen niemand mehr selbst zu Hause oder geht an die Imbissbude oder ins Restaurant - es wird geliefert. Und natürlich - Groningen ist eine internationale Studentenstadt, in der das Studium des Fahrradfahrens wohl ein Zwangseinführungskurs ist. Einige, so scheint es, lernen es einfach nie. Die fahren dann mit diesen überfüllten wunderbaren Elektrobussen und nehmen uns fußlahmen Stadtwanderern die Plätze weg. Die Taxifahrerin mit dem edlen superneuen vollautomatischen Tesla (Türgriffe fahren ein und aus) könnte Geschichten erzählen über das Abenteuer Radfahren in Groningen.
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Quelle: NDR Kultur
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