REISEN UND AUSFLÜGE IN DIE PROVINZ 2022

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GRONINGER SKIZZEN JUNI 22

Abfahrt

Von Bremen kommend musst du beim Umsteigen in Leer in die Buslinie 620 nach Weener darauf gefasst sein, dass der mürrische Ostfriesische Busfahrer dich zur Sau macht, weil du versuchst hast, mit deinem großen Reisekoffer in der Mitte des Busses einzusteigen und nicht bei ihm vorne, so wie es am Bus dran steht. Das bereits von der Reisebegleiterin vorne vorgezeigte  9-Euro-Ticket für den Kofferträger hatte hier in diesem Falle keine Bedeutung. Vorschrift ist Vorschrift. Buschef ist und bleibt Buschef! Vor dem Betreten das Arriva-Zuges dann noch Polizeikontrolle. Ob du nicht versuchst, Ostfriesischen Büntigtee in die Niederlande zu schmuggeln. Körperabtastung und Kofferdurchsicht. 

    

 Ankunft

Nach der Ankunft am schönen alten Bahnhof in Groningen musst du dich dann entscheiden, ob du nach hinten über die Gleisen abdriften willst nach Oosterpoortbuurt, oder ob du direkt über eine der Brücken des Verbinding-Kanals Richtung Binnenstad mit deinem geländegängigen Koffer losmarschieren willst. Ob du gleich direkt vorne im Vorgelände des Bahnhofs über das Museumeiland in die Stadt gelangen will, oder aber eine Brücke weiter über die Herebrug.   

Begrüßung

Wir entschieden uns für die Herebrug, auf der wir von einem blauen Kaffeemobil empfangen wurden. Nach der langweiligen Zugfahrt ohne Service durch die friesische Weidelandschaft endlich eine schöne Tasse Bohnenkaffee direkt am Ende der Brücke Richtung Binnenstad. Herrlich. Liebe auf den ersten Blick.   

An der Kathedrale mit dem imposanten offenen Glockenturm vorbei die Straße Radesingel entlang bis zum Hotel, direkt gelegen am Oosterhaven. Eine schöne ruhige Ecke von Groningen. Ein wenig Fussgängerverkehr, kaum rasende Radfahrer & Radfahrerinnen. Vielleicht der eine oder andere Lieferdienst auf einem Formel-1-Elektrorennrad mit Kiste.   

 

Hotel - Check in erst um 3. Was tun bis dahin. Hunger. Also rüber zum Harbour Cafe mit schönem Aussenbereich am Schuitendiepkanal, allerdings gefährlich gelegen an der Todeskurve der Straße Oosterkade. Hier soll schon so manche Kellnerin des Cafés beim Überqueren der Straße mit vollem Tablett von radikalen Radfahrern umgefahren worden sein. Die Kurve ist von beiden Seiten nicht einsehbar, da das Eckhaus des Cafés im spitzen Winkel dazwischen steht. Also ein reiner Glücksfall, wenn du dort an der Kurve überlebst. Also Hunger. Bestellt: 1x Crostini Pomodore und 1x Nachos überbacken (bis dahin noch nie gegessen). Crostinis waren ja bekannt aus der Italienischen Gastro-Heimat, die Nachos allerdings waren der Beginn wahrer Verpflegungskatastrophen während des Kurztrips. Der Inhalt einer Tüte billiger Tortilla-Chips vom Supermarkt  JUMBO überbacken mit Goudaschnellschmelzkäse von Frau Antje und einem kräftigen Schlach Saure Sahne oben drauf als Krönung. Eine echte verunglückte Middagetenkrönung. 8 Euro. Egal, überlebt. Ansonsten junge nette Bedienung dort. Nett, wie in allen Lokalen, die wir in der kurzen Zeit kennengelernt haben. Alles Studentinnen und Studenten der Rijksuniversiteit. Der Vater des Studenten, der im Thai-Jasmin flott bediente, ist aus Bremen. Siehste - geht doch.         

 

Die Gesellschaft der Niederlande - in den Städten offensichtlich eine rad- und rollerfahrende eingeschworene Gemeinschaft. Das reine Verkehrschaos. Jeder mit jedem, jeder gegen jeden, jede mit jeder, alle mit allen, alle gegen alle. Alle Groninger und Groningerinnen, die noch zwei Beine haben und noch strampeln können, werden offensichtlich auf diesen "Fahrzeugen" festgezurrt und in die Stadt losgelassen. Ergänzt wird das ganze Chaos durch die Unmenge von Lieferdiensten auf Rädern und Rollern. Scheinbar kocht in Groningen niemand mehr selbst zu Hause oder geht an die Imbissbude oder ins Restaurant - es wird geliefert. Und natürlich - Groningen ist eine internationale Studentenstadt, in der das Studium des Fahrradfahrens wohl ein Zwangseinführungskurs ist. Einige, so scheint es, lernen es einfach nie. Die fahren dann mit diesen überfüllten wunderbaren Elektrobussen und nehmen uns fußlahmen Stadtwanderern die Plätze weg.  Die Taxifahrerin mit dem edlen superneuen vollautomatischen Tesla (Türgriffe fahren ein und aus) könnte Geschichten erzählen über das Abenteuer Radfahren in Groningen.  


Ende der Binnenstad, fernab des dortigen Trubels, eine ruhige schöne Straßentangente von Oosterhaven bis Zuiderhaven.  Das gute Hotel, das Groninger Gemeindehaus, die Kathedrale, das Groninger Museum und nicht zuletzt der Bischofssitz für das Bistum Groningen und Leeuwarden.  Zufällig kam der Bischof persönlich aus seinem Amtssitz heraus und erkundigte sich, nachdem er uns als Bremer identifiziert hatte, nach dem Stand des Kirchenwesens in unserer Hansestadt. Wir konnten ihm voll Freude berichten, dass sowohl der Bischof von Osnabrück für den katholischen Bereich als auch der Protokollführer für den evangelischen Bereich alle zugehörigen Gläubigen voll im Griff haben. Das freute ihn sehr, und er gab uns Gottes Segen mit auf unseren weiteren Stadtbesichtigungsweg und auch Grüße an den Friedensbeauftragten.  


Minerva Begegnung mit zwei Studenten, die gerade eine künstlerische Pause auf dem Akademiehof einlegten. Nette Jungs, die uns prophezeiten, dass die Kunstwelt nach Beendigung ihres Kunststudiums durch ihre Aktionen und Performances ein völlig anderes Gesicht bekommen würde. Da sei dann der Joseph mit seinen Documenta-Eichen gar nichts gegen. Sie würden nicht mit Bäumen und Fett operieren, sondern mit Fahrrädern und Kettenöl.   


Groningen für die Augen und für die Fotoapparate. Wirklich herrliche Motive. Wasser, Schiffe, zu Wohnungen umgebaute ehemalige Hafenspeicher, Fahrräder in Ruhestellung auf den maroden Hausbooten. Orte zum Beruhigen vom Stadttrubel und Orte zum lässigen Verweilen. 


Die Universität mitten in der Stadt an verschiedenen Plätzen. Überall studentisches Treiben und Forschen. Die Campusse  voller jugendlichem Leben. Sie sitzen auf den Bänken des Pausenhofes und auf den Treppen der historischen Universiteitsgebäude und studieren, studieren, studieren...Zehntausende Fahrräder sind ordentlich abgestellt, sie bewegen sich nicht. Und das ist auch gut so. Besonders imposant die Campusgelände der Faculteiten der Rechtsgeleerdheid, der Letteren und der Medischen Wetenschappen.    


Abschluss der Stadtwanderung im Martinikerkhof und im Prinsengarden. Ruhe und Besinnung vor der Rückkehr zum Bahnhof. Die Besichtigung des Inneren der Martinikerk wurde vom Organisten, der sich gerade vor der Kirchentür in einem Gespräch mit Bach und Buxtehude befand und eine Werbetafel für sein nachmittägliches Orgelspiel auf der berühmten Arp-Schnitger-Orgel herausstellte, verweigert. Da könne ja jeder kommen, so der Organist. Möglicherweise begehrten dann sogar Atheisten die Besichtigung! Womit er wohl nicht ganz falsch lag. Noch ein letzter Abstecher auf den quirligen Wochenmarkt, der einen unangenehmen Fischgeruch verbreitete wegen der mindestens 19 Fischverkaufswagen. Die Zeit drängte. Ab in den Elektro-Qbuzz zum Bahnhof. Dort enorme Probleme bei der Öffnung des Kofferschließfaches. Zufällig kam der Arriva-Direktor persönlich vorbei, der half das Problem zu lösen. Wie auch immer - Arriva hin, Bundesbahn her. Zurück zum Bus Weener-Leer und zu  diesem teemitkandisgebeutelten und klammerbeutelgepuderten unfreundlichen Chef des Busses. Ein schöner aber anstrengender Kurztrip in eine andere Welt nahm sein glückliches Ostfriesisches Ende.    

Kleine Fotoauswahl Groningen 2022

Fotoauswahl Bremerhaven 22

Fisch Norddeich Juli 22 

 

Elbwasserfotos August 22

SALZFOTOS LÜNEBURG AUGUST 22